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Waldsterben? Klimawandel!

Der Klimawandel ist auch in den Wäldern in Esslingen ein sehr aktuelles Thema.

Den Bürgerausschuss beschäftigte bei einem Waldspaziergang mit Oberförster Ingo Hanak vor allem folgende Fragen:


Wie kann man zur Aufrechterhaltung des Waldbestandes beitragen?

Müssen wir in Zeiten des Klimawandels vermehrt „klimataugliche Baumarten“ oder gar nicht einheimische Baumarten pflanzen?


Denn vor allem der Fichte als auch der Buche setzt der Klimawandel stark zu. Sie sind anfällig für „Trockenstress“, also den Wassermangel der auf Dauer bei lang anhaltenden Trockenperioden entsteht. Durch diese Belastung sind sie anfällig für Insektenschädlinge und Pilzkrankheiten. Aber auch die Verbreitung des Borkenkäfers, dessen Fraß in Fichtenwäldern immer wieder verheerende Schäden anrichtet, wird durch die zunehmende Trockenheit begünstigt.



Der Esslinger Stadtwald ist 1.700 ha groß, mit heute schon vorbildlichen Anteilen an Laubholz von 80% und Fichte von 8%. Diese Verteilung entstand nicht nur durch Stürme und Borkenkäferbefall, sondern auch durch die Tatsache, dass vorausschauend mit Pflanzung von Eiche und der Naturverjüngung von Buche, viele Waldstücke von Nadel- auf Laubholz umgebaut wurden, berichtet uns Herr Hanak. Denn trotz der Anfälligkeit für Dürrestress der Buche, wird diese weiterhin als Zukunfstbaum betrachtet. Ihre Standortverbreitung wird sich auch im Laufe des Klimawandels in unseren Gebieten nur geringfügig verschieben.

Die Verjüngung des Waldes geschehe vorrangig im Zuge natürlicher Samenkeimung aus „Esslinger“ Mutterbäumen mit einem Anteil von über 75%. Nur dort wo eine natürliche Waldverjüngung ausbleibe, würden Bäume gepflanzt.


Zu den Schäden des Borkenkäfers bzw. dessen Larven konnte Herr Hanak berichten, dass diese aufgrund der geringen Nadelbaumflächen beherrschbar seien. Die große Trockenheit, Sturmwurf und der Pilzbefall in den letzten Jahren setzte dem Wald jedoch stärker zu, so dass mehr als 50% der eingeschlagenen Bäume vorzeitig geerntet werden mussten.


Große Flächen bestehen aus wertvollem Nutzholz von über 120 Jahre alten Bäumen. Diese alten Wälder stehen auf 35% der Fläche und stellen einen Holzvorrat dar, der aufgrund von maßvoller Nutzung seit Jahren ansteigt.

Bannwälder und Waldrefugien, die dauerhaft stillgelegt wurden betragen ca. 5% der Waldfläche und sind für Specht, Fledermaus und Co. ein Garant fürs Überleben. Auch deshalb sollten wir Menschen diese Flächen den Tieren überlassen und nicht betreten.



Wildschäden durch Verbiss von Rehen oder Wildschweinen seien leider nicht zu vermeiden, erzählte uns der Förster. Die Stadt versuche diese Schäden durch Jagdpacht-bezogene Abschussvorgaben in Grenzen zu halten. Sollten die Vorgaben seitens der Jagdpächter nicht eingehalten werden, so müssten diese für die Kosten, der dadurch notwendig gewordenen Neupflanzungen, aufkommen.

Aber auch entsprechende Schutzmaßnahmen, wie z.B. die Umhausung größerer Flächen durch leichte Holzzäune und / oder Kunststoffhüllen um die jungen Bäume, würden einen wichtigen Erfolgsfaktor beim Schutz der Jungbestände darstellen.


Eine Neuaufforstung mit nicht einheimischen Bäumen wird in Esslingen mit einer kritischen Distanz betrachtet. Wenn man bedenkt, argumentierte Herr Hanak, dass Waldbäume bis zu ihrer Ernte viele Jahrzehnte benötigen, kann durch den Einsatz nicht geeigneter Baumsorten in der Zukunft sehr leicht ein großer wirtschaftlicher und ökologischer Schaden entstehen.

Herr Hanak und seine Kolleginnen und Kollegen setzen daher auf eine bewährte Vielfalt an heimischen Nutzbäumen. Mit einem über viele Jahrzehnte aufgebauten Monitoring wird der vorhandene Waldbestand ständig kontrolliert, Veränderungen durch Klima- und Schadstoffeinflüsse und viele andere Einflussfaktoren werden dokumentiert und ausgewertet. Die Ergebnisse dieser Auswertungen werden bei der Auswahl von geeigneten Baumsorten für Neubepflanzungen kontinuierlich berücksichtigt.


Herzlichen Dank an Herrn Hanak für den engagierten und spannenden Waldspaziergang. Es war hoch interessant und sehr informativ!


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